Chronik

Chronik Schloss Unterhof-Frankleben

Das Geiseltal mit dem Renaissance-Schloss Unterhof-Frankleben liegt im Großraum der sachsen-anhaltischen Städte Querfurt, Bad Lauchstädt, Halle, Merseburg, Weißenfels, Naumburg und Freyburg, 45 km von der Großstadt Leipzig entfernt. Von der geschichtsträchtigen Vergangenheit dieses Großraumes kunden viele weitere Sehenswürdigkeiten. Darunter nimmt jedoch das Schloss Unterhof, Frankleben, eine herausragende Position ein. Das Gebäude ist ein bedeutendes Werk der mitteldeutschen Schlossarchitektur mit einer seltenen Einheitlichkeit des Baustils der Spätrenaissance. Gleichzeitig ist es das herausragendste erhaltene, gutsherrliche Bauwerk im Saalekreis, der Stammsitz der Erbauerfamilie von Bose für 619 Jahre bis 1945.

Geschichte schrieb die Region durch die vor fast 250 Jahren stattgefundene „Schlacht bei Roßbach“, in der Friedrich der Große trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit über die französischen Truppen siegte.

Frankl_Schloss_kDer vorwiegend landwirtschaftliche Charakter des Geiseltals blieb bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erhalten, bis nach dem erstmaligem Fund von Braunkohle im Jahre  1698 , Anfang des 20. Jahrhunderts die Industrialisierung im Abbau erfolgte. Im Zuge der schrittweisen Auskohlung  der Lagerstätten wurden 18 Ortschaften völlig oder teilweise zerstört und etwa 12.500 Menschen umgesiedelt. Weltweite Bekanntheit erlangte das Geiseltal durch den Fossilienfund des vollständigen Skelettes eines Urpferdes, das heute im Geiseltalmuseum in Halle zu besichtigen ist.

Nach Einstellung des Bergbaus Anfang der 90er Jahre wurden die ehemaligen Tagebaue schrittweise saniert und rekultiviert und der Geiseltaler Seenkomplex mit dem „Geiseltalsee“ als Zentrum eines landesbedeutsamen Erholungsstandortes geschaffen.

Schloss Frankleben (Unterhof) wurde zwischen 1597 und 1603 von der Familie von Bose errichtet. Es darf davon ausgegangen werden, dass Bauteile von Vorgängergebäuden in den Neubau der Vierflügelanlage einbezogen worden sind. So konnten Reste eines Außenputzes an der hofseitigen Wand des Südflügels festgestellt werden. Umbauten des 18. und vor allem des 19./20. Jahrhunderts haben das ursprüngliche Erscheinungsbild zum Teil erheblich verändert, vor allem bei den inneren Raumstrukturen.

Das im äußeren Erscheinungsbild beeindruckende, unregelmäßig vierflüglige Schloss zählt in Sachsen-Anhalt zu den bedeutendsten Renaissanceschlössern (etwa neben Merseburg, Bernburg, Plötzkau, Schochwitz).

Als Schauseite erweist sich die Westseite des Schlosses. Zwei runde Ecktürme und ein mittig angeordneter Standerker („Auslucht“) setzen markante Akzente. Die Ecktürme sind als Reduktionsformen spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher großer Ecktürme zu verstehen, wie sie sich zum Beispiel an der Moritzburg in Halle, am Wittenberger und am Stolberger Schloss erhalten haben. Der dreigeschossige Standerker ist durch eine barocke Freitreppe mit Eingang verändert worden. Die Brüstungsplatten der beiden Obergeschosse sind reich verziert, enthalten auch gotisierende Maßwerkformen.

Die Außenmauern enthalten Fenstergewände aus der Bauzeit um 1600, die weitgehend regelmäßig angeordnet sind. Der von den vier Flügeln umgebene Innenhof wird von einem hoch aufragenden Treppenturm mit Haube dominiert. Die umlaufenden Arkaden sind zum Teil im 20. Jahrhundert geschaffen worden.

Bose_Siebmacher155_-_MeißenSchloss Frankleben weist trotz starker Überarbeitung im 19/20. Jahrhundert zahlreiche, zum Teil sehr qualitätsvolle bauzeitliche Befunde auf. Dazu gehören neben den überdeckten Malereien im eingewölbten sogenannten Fünf-Sinne-Zimmer des Erdgeschosses vor allem die erhaltenen Holzdecken mit ihren mächtig dimensionierten und reich profilierten Unterzügen und auch die in die Bauzeit zu datierende prächtige Stuckdecke in Prägetechnik im ersten Obergeschoss sowie jüngere Stukkierungen des Barock und des 19. Jahrhunderts. Diese Prägetechnik findet sich zeitnah auch in Harbke, auf Burg Falkenstein, auf der Rammelburg und im Schloss Wallhausen.

Zahlreiche Fassungsbefunden sind in das 18. Jahrhundert zu datieren. Die ehemals reiche Ausstattung der Räumlichkeiten dokumentiert auch das Sandsteinportal im ersten Obergeschoß.

Der Eingang zum sog. Rittersaal in seiner ursprünglichen Dimension wird durch ein gegenwärtig eingehaustes repräsentatives Sandsteinportal (16. Jahrhundert) gerahmt.